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Change3D Printing: Aus Daten werden Produkte und Geschäftsmodelle

von Dr. Andreas Leupold, Ingolf F. Brauner und Markus Geier 

Über kaum ein Wirtschaftsthema wird gerade mehr geschrieben als über die Digitalisierung von Konstruktions- und Produktionsprozessen im Rahmen von Industrie 4.0. Besonders greifbar wird diese Datafizierung („Datafication“) im industriellen 3D-Druck, bei dem ohne die sonst benötigten Werkzeuge aus Daten Produkte erzeugt werden, die sich mit anderen Verfahren so nicht herstellen lassen. Neben dem 3D-Druck ermöglicht auch das Internet of Things (IoT) ganz neue digitale Geschäftsmodelle wie etwa die Predictive Maintenance, bei der anhand der Maschinendaten erkannt wird, wann Verschleißteile ausgetauscht werden müssen, bevor sie ausfallen.

Die Erfahrung zeigt, dass Unternehmen, die solche Leistungen selbst anbieten oder nutzen, oftmals viel zu spät nach dem Eigentum an Daten fragen und die Nutzung ihrer Daten in geeigneten Verträgen regeln. Daten sind mittlerweile der neue Rohstoff in der digitalen Produktion und müssen als wertvolles Unternehmensvermögen besonders geschützt werden Und wie bei allen anderen Vermögenswerten empfiehlt sich hier eine ganzheitliche, interdisziplinäre Strategie auszuarbeiten, in der alle wirtschaftlichen, technischen und rechtlichen Parameter berücksichtigt sind.

Je mehr Konstruktions- und Prozessdaten standortübergreifend ausgetauscht werden, desto wichtiger wird die Datensicherheit. Umso alarmierender ist es deshalb, dass derzeit noch kaum ein Unternehmen qualifizierte Datensicherheitsüberprüfungen durchführt, die alle relevanten Angriffsziele abdecken. Dabei enthalten Konstruktions- und Fertigungsdaten meist auch Geschäftsgeheimnisse, zu deren Schutz neben der Implementierung angemessener technischen Maßnahmen vor allem eine wirksame vertragliche Absicherung erfolgen muss. Der Abschluss eines üblichen Non-Disclosure Agreement (NDA) reicht hierfür aber nicht mehr aus. Digitale Ökosysteme müssen vielmehr so abgesichert werden, dass den veränderten rechtlichen und technischen Rahmenbedingungen Rechnung getragen wird.

Wer sich auf unbekanntem Terrain bewegt, muss sich zudem vor Trittbrettfahrern in Acht nehmen, die seine Produkte oder gleich das ganze Geschäftsmodell kopieren. Dazu müssen neue technische Lösungen zur Kennzeichnung und Rückverfolgbarkeit (Traceability) von Produkten genutzt und gewerbliche Schutzrechte erworben und durchgesetzt werden. Nur so wird sich auch eine Produkthaftung für Imitationen vermeiden lassen, die Vorstände und Geschäftsführer auch persönlich treffen kann.

Die neuen Herausforderungen im Wettbewerb, der keine Ländergrenzen kennt, wird am Ende derjenige am besten meistern, der die Digitalisierung als fach- und bereichsübergreifend angeht und als strategisches Vorhaben begreift, das die uneingeschränkte Unterstützung der Geschäftsleitung benötigt. Wer sich dann noch die Unterstützung durch einem im Technologierecht versierten Anwalt sichert, neue Geschäftsmodelle durch einen unabhängigen Experten im Wandel prüfen lässt und rechtzeitig erfahrene Cyber Security Spezialisten zur Absicherung seiner Entwicklung und Produktion hinzuzieht, wird auch das Ziel „überholen statt überholt werden“ sicherer erreichen.

Kontakt zu den Autoren per Email an digitalisierung@mibbayern.de

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Lange Zeit als einfaches System für den Prototypenbau betrachtet, ist der 3D-Druck schon längst seinen Kinderschuhen entwachsen und schickt sich an, die gesamte Welt der Produktion und Logistik auf den Kopf zu stellen. Dass es sich dabei nicht nur um ein technisches Thema handelt, zeigt Rechtsanwalt Dr. LeupoldDr. Andreas Leupold von Leupold-Legal in seinen internationalen Veröffentlichungen auf. Wir freuen uns, ihn als Gastautor für dieses spannende Thema gewonnen zu haben:

Der 3D-Druck hat die Serienfertigung erreicht: Neue Chancen und Risiken für den Mittelstand

Der industrielle 3D-Druck nimmt Fahrt auf. Mittlerweile wird schon in vielen Branchen die additive Fertigung nicht nur in die Praxis umgesetzt, sondern als Garant für die Zukunft gesehen. Der Herzogenauracher Sportartikelhersteller Adidas will damit 2018 schon 100.000 seiner „Future Craft 4D“ Sportschuhe herstellen, Airbus baut damit Flugzeugteile und der Technologie- und Industriegüterkonzern voestalpine investiert in das Metal Additive Manufacturing, wie der 3D-Druck mit Metall genannt wird, 50 Millionen Euro. Der industrielle 3D-Druck ist aber nicht nur ein Thema für Großkonzerne, sondern hat auch und gerade für den Mittelstand das Potenzial, die Konstruktion und Herstellung von Industrie- und Konsumgütern tiefgreifend zu verändern und dabei erheblich Logistikkosten einzusparen. Außerdem ermöglicht der werkzeuglose 3D-Druck auch kleineren Unternehmen neue Geschäftsmodelle, an die bisher nicht zu denken war.

Da beim 3D-Druck aus Daten Produkte entstehen, birgt die Technologie allerdings auch rechtliche Risiken, die vor der Aufnahme der Produktion oder deren Auslagerung auf externe Dienstleister durch geeignete Verträge und technische Maßnahmen geregelt werden sollten. Grundsätzlich kann nämlich jeder, der über das für den Druck benötigte 3D-Datenmodell verfügt, ein vom Original zumindest äußerlich nicht unterscheidbares Produkt herstellen. Da es sich bei den Konstruktionsdaten regelmäßig um Geschäftsgeheimnisse handelt, an deren Schutz die neue EU Know-how Richtlinie geänderte Anforderungen stellt, bedarf es geeigneter technisch- organisatorischer Maßnahmen und besonderer vertraglicher Regelungen, um das neue Unternehmenskapital vor unbefugten Zugriffen zu schützen.  Zugleich bietet die Digitalisierung der Produktion aber auch neue Möglichkeiten zur Markierung und Rückverfolgung von Produkten (sog. „Traceability“) und einer Konstruktion, die Produktpiraten die Herstellung von Imitationen so erschwert, dass sie sich nicht mehr lohnt (Design for protection“). Mit diesen und anderen Mitteln ist sogar ein besserer Schutz vor Produktpiraterie zu erreichen, als dies in der analogen Welt möglich war. Voraussetzung dafür ist allerdings auch, dass die vielfältigen rechtlichen Gesichtspunkte möglichst frühzeitig bedacht und hierüber verbindliche vertragliche Absprachen getroffen werden, die für einen durchgängigen Schutz vertraulicher Informationen, Pläne und Prototypen innerhalb und außerhalb des eigenen Unternehmens sorgen.


 

3D Printing 

Buchtipp: 3D Printing: Recht, Wirtschaft und Technik des industriellen 3D-Drucks

An diesem von Dr. Andreas Leupold und Silke Glossner herausgegebenen Handbuch haben Experten aus der Industrie, z.B. von Unternehmen wie Airbus, Linde AG, Allianz, Deutsche Bahn und voestalpine sowie den Rechtswissenschaften, der Forschung und Technik mitgewirkt um den Lesern einen praxisnahen und fundierten Überblick über den industriellen 3D-Druck zu bieten. Das Vorwort zu diesem Buch hat der international anerkannte 3D Druck Experte und Berater Terry Wohlers von Wohlers Associates, inc.  verfasst.  Die ganzheitliche Betrachtung des Themas 3D-Druck & Additive Manufacturing reicht von den technischen Grundlagen über die betriebs- und volkswirtschaftlichen Herausforderungen bis hin zu den juristischen Fragen, die einen Schwerpunkt des Buches bilden. Zahlreiche Praxisbeispiele, Übersichten und Fotos runden die Darstellung ab.

Rechtsanwalt Dr. Andreas Leupold ist Gründungsmitglied und Beirat des Industrienetzwerkes Mobility goes Additive und ist mehrfach zum Thema 3D-Druck & Recht ausgezeichnet worden. Richterin am Landgericht Silke Glossner verfügt über langjährige Erfahrung in der Entscheidung wirtschaftsrechtlicher Verfahren und ist im Bereich der Aus- und Weiterbildung bei der Justiz tätig. Beide Herausgeber sind auch Verfasser des Ratgebers 3D-Druck, Additive Fertigung und Rapid Manufacturing und Herausgeber/Autoren des Münchener Anwaltshandbuches IT-Recht.

 Dieses Werk über Recht, Wirtschaft und Technik des 3D-Drucks eignet sich für CEOs, Unternehmer, Bereichsleiter, Justiziare & Rechtsabteilungen, Anwälte und Betriebswirte und alle Leser, die sich mit den verschiedenen Facetten des industriellen 3D-Drucks auseinandersetzen wollen. Zahlreiche Praxisbeispiele, Übersichten und Fotos runden die Darstellung ab. Die Bezugsquelle erfahren Sie hier: digitalisierung@mibbayern.de 



AM3

AM³ - Das Transformationsteam für innovative sichere und additive Fertigung

Meist wird das Thema 3D-Druck in der Produktion, auch additive Fertigung genannt, von der technischen Realisierbarkeit her angegangen. Es geht um Materialien, Druck-Technologien, Konstruktion. Vergessen wir dabei oft, dass gerade die nicht-technischen Faktoren über den langfristigen Erfolg des 3D-Drucks in der Produktion entscheiden. 

Da der Besitzter der Daten quasi schon das Orginal in Händen hat, spielt die Cyber-Sicherheit ein exorbitant große Rolle. Ein Eigentumsrecht an Daten kennt das deutsche Recht nicht, deshalb müssen Liefer- und Kooperationsverträge neu gestaltet werden und auch die Produkthaftung muss unter anderen Gesichtspunkten gesehen werden. Auch die Geschäftsmodelle können auf den Kopf gestellt werden, wer bisher Teile geliefert hat, könnte künftig ein Datenbank-Betreiber sein. 

Rechtssicherheit, Cyber-Sicherheit und die Entwicklung neue Geschäftsmodelle sind Kern-Fragen beim Umstieg auf 3D-Druck im produzierenden Gewerbe. Mit Markus Geier (Cyber-Sicherheitsspezialist), Dr. Andreas Leupold (Rechtsanwalt, Fachspezialist für 3D-Druck) und Ingolf F. Brauner (Spezialist für Wandel im Business) haben sich drei mib Mitglieder zusammengetan, um mittelständischen Unternehmen die "weichen" Themen des 3D-Drucks näher zu bringen.  Hier erfahren Sie mehr (bitte klicken) oder schreiben Sie an digitalisierung@mibbayern.de